McDonald & Dodds

Verschiedener könnten sie wohl nicht sein: Sie, Anfang dreißig, mit Tablet und Smartphone unterwegs – DCI Lauren McDonald (Tala Gouveia). Er, irgendetwas über fünfzig, weiß, mit Notizblock und Stift „bewaffnet“ – Sergeant Dodds (Jason Watkins). Und doch treffen sie aufeinander und nicht nur das: McDonald ist Dodds neue Chefin, frisch aus London in die Provinz versetzt und ganz heiß auf ihren Job. So ist es nicht verwunderlich, dass McDonald anfangs stark genervt ist von dem ewig gestrigen Dodds, der für seine Ermittlungsarbeit in der Bibliothek des Ortes dicke Bücher wälzt. Auch ihrer beider Vorgesetzter, Chief Superintendent John Houseman (James Murray), sähe Dodds wohl lieber so schnell wie möglich im Ruhestand (seiner Meinung nach nicht mal wohlverdient). Was McDonald anfangs noch als Einstellung teilt, verändert sich jedoch mit jeder Ermittlungsminute. Denn was als ungleiches Paar beginnt, das sich nicht ganz grün ist, führt zu einer enorm guten Ermittlungsarbeit – und gegenseitigem Respekt.

Im ersten gemeinsamen Fall für McDonald und Dodds geht es um einen erschossenen Mann – allerdings im Hause eines anderen. Und zwar des bekannten Erfinders Max Crockett und seiner schwangeren Frau Mathilde. Gemutmaßt wird zunächst, der Tote sei einer von zwei Einbrechern, die sich in die Haare bekommen hätten. Und dieser hätte dann wohl verloren. Doch natürlich war’s das nicht. Dodds ist eine beharrliche Spürnase, dem auch die kleinsten Details nicht entgehen, und so kommt ihm der Verdacht: Der Anschlag galt eigentlich dem Hausherren Crockett!

Mit viel Witz und Frotzeleien, in Kombination von analogem Notizblock und Stift und digitalem Tablet und Internet, Kauzigkeit und Hochmotiviertheit, gelangen McDonald und Dodds schließlich zu dem Schluss: Wir sind ein verdammt gutes Team, wenn wir die vermeintlichen Schwächen des jeweils anderen einfach bestmöglich ausschöpfen. Und siehe da: Dann sind’s gar keine Schwächen mehr, und die Gegensätze ergänzen sich hin zur zielgerichteten und ziemlich cleveren Aufklärung eines Falls.

Oder zwei. Denn No. 2 folgt natürlich auf dem Fuße: In einer Sucht- und Therapieklinik wird die Patientin Jane Crawford tot aufgefunden. „Suizid“ lautet die Diagnose. Ach, wenn’s so einfach wäre! Auch hier ist es Dodds, der nicht an einen Selbstmord glaubt. Und loslegt mit den Ermittlungen. Aber ob der Weg nicht in eine Sackgasse führt …?

Ziemlich schnell gewinnt man das ungleiche Paar kennen und lieb. Und bemerkt ebenso schnell, dass es der etwas verschrobene, kauzige, aber sehr intelligente Sergeant Dodds ist, der das Herz der Serie ist. Und seiner ehrgeizigen Vorgesetzten McDonald immer wieder den Rücken freihält. Und so geben wir uns mit Vergnügen in diese neue britische Krimiserie, die sich ohne Schwierigkeiten in die Reihe der Cosy-Crimes einreiht, wie es „Inspector Barnaby“, „Lewis – Der Oxford-Krimi“ und „Father Brown“ sind.

Hinter „McDonald & Dodds“ steckt der britische Autor Robert Murphy, der auch die Drehbücher zur Reihe schrieb. Wir verraten hier gleich schon: Es wird eine zweite Staffel geben! Die hat Murphy dann schon mit den DarstellerInnen Gouveia und Watkins im Hinterkopf geschrieben, von denen er hellauf begeistert ist – und zwar im Sommer 2020, also mitten in der Hochphase von Corona. Was er bisher nicht macht – aber sagt niemals nie –: dass er uns ZuschauerInnen mit ins Private der ErmittlerInnen nimmt. Bisher folgen wir ihnen auf dem „Feld“, also immer bei ihrem grandiosen und spannenden Katz-und-Maus-Spiel. Murphy sagt auch (und ist das nicht irgendwie erfrischend?), dass es gar keine traumatischen Hintergrundgeschichten hinter den Hauptcharakteren gibt, „sie sind eigentlich ziemlich glücklich“.

Wir erfahren nie den Vornamen von Sergeant Dodds. Die Wahrheit dahinter verrät uns der Autor: „Ich weiß nicht wirklich, wie sein Vorname ist. Ich habe mich einfach entschieden, ihm keinen Vornamen zu geben, da ich ein bisschen Mysterium um ihn herum mag.“ Murphy gefällt es, wenn die ZuschauerInnen sich selbst etwas über seine Charaktere und ihr Privatleben vorstellen, ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Das mache die Figuren faszinierender. So erfährt man zum Beispiel auch immer wieder, dass McDonald einen Freund hat, aber man sieht ihn nicht. Er sei ein bisschen wie Frau Columbo, sagt der Autor augenzwinkernd. Wir hören nur von diesem Charakter, vorstellen, wie er sein könnte, müssen wir ihn uns aber selbst.

McDonald & Dodds
(UK 2020)
Krimiserie

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